Alle reden von „Inklusion“ warum sagen wir „Integrativ“? Mit der Inklusion meint man das zusammenleben, arbeiten, lernen und weiteres von Menschen mit und ohne Behinderungen. Auch wir wünschen uns sehr das alles viel „Inklusiver“ wird. Leider lässt sich aber nicht alles durch diese rosa-rote Brille betrachten und es braucht weiterhin für spezielle Beeinträchtigungen auch spezielle Angebote. Ziel ist es, dass durch diese Angebote die Betroffenen soweit unterstützt werden, dass sie später ein „normales Leben“ beziehungsweise einen „normalen Job“ ausüben können und eine Chance auf Inklusion haben. Deshalb wollen wir diese Menschen zuerst wieder in Arbeitsprozesse „integrieren“.
Wir stellen auch immer wieder fest, dass grade psychische Beeinträchtigungen nicht ganz verstanden werden. Deshalb eine kleine Analogie zu einer körperlichen Behinderung: Ein Marathonläufer verliert bei einem schweren Unfall beide Beine. Wird er in drei Monaten an einem Halbmarathon teilnehmen? Vermutlich nicht, da er mit seinen Prothesen erst einmal lernen muss zu gehen, bevor er wieder laufen kann, wenn er dies überhaupt je wieder kann. Wie lange er braucht um überhaupt gehen zu können ist bei jedem unterschiedlich. Übertragen Sie dieses Bild nun auf eine psychische Erkrankung und nehmen die aktuellen Angebote aber auch Vorgaben und Regeln für Inklusion und versuchen das in Einklang zu bringen. Sie werden feststellen das dies nicht passt.
Heimarbeit
Sie fragen sich warum wir grade auf diese Beschäftigungsform so fokussiert sind? Nun wir sind, wie Sie bereit erfahren haben, im engen Kontakt mit dem Ambulant-Betreuten-Wohnen. Hier werden auch sehr viele Menschen betreut die an einer Angststörung leiden, grade Menschen mit einer sozialen Phobie (Angst vor anderen Menschen) haben einen enormen Leidensdruck wenn sie ihre Wohnung verlassen sollen. Ihnen ist es somit kaum möglich einer Beschäftigung nachzugehen wo sie hinkommen müssen. Wenn es der Person nicht möglich ist zur Arbeit zu kommen, muss halt die Arbeit zu ihr kommen! Das trifft aber ebenso auf Menschen zu, die aufgrund anderer Leiden, „ans Haus gebunden“ sind. Durch die Corona-Krise und das Home-Office ist das Arbeiten von zu Hause natürlich mehr in den Fokus gerückt und hat auch negative Begleiterscheinungen zu Tage gebracht. Diese sind meist Vereinsamung und psychische Störungen, wie eine soziale Phobie. Man könnte jetzt meinen wir drehen uns somit im Kreis durch unser Angebot von zu Hause aus zu Arbeiten, allerdings wird das Leiden ohne eine sinnvolle Beschäftigung nur noch größer, da sind sich fast alle Experten einig.
Die Heimarbeit unterliegt in Deutschland einer eigenen Gesetzgebung, dem „Heimarbeitsgesetz“ und eigenen „Tarifverträgen“, die in bindenden Festsetzungen von einem Ausschuss ausgegeben werden. Im Gegensatz zum „Home-Office“ (Offiziell als Telearbeitsplatz bezeichnet) haben wir als Arbeitgeber keine Weisungsbefugnis gegenüber unserer Beschäftigten, was die Gestaltung von Arbeitsort und Arbeitszeit betrifft. Somit hat der Heimarbeiter sehr viel individuellen Spielraum wie er Arbeit und Privat verbindet, dass was sich immer mehr Beschäftigte wünschen ist hier Pflicht. Ebenfalls anders als in einem „normalen“ Job ist die Vergütung, diese basiert nicht nach Stunden, sonder wird nach Stückzahlen bezahlt. Somit ist es auch nicht so schlimm wenn der Beschäftigte einen schlechten Tag hat und für die Arbeit länger braucht als gewöhnlich, er kann trotzdem seiner Beschäftigung nachgehen, ohne das jemand meckern würde das er zu lange gebraucht hat. Für die Ermittlung der Stückzahlen sind wir verantwortlich und werden bei der Berechnung natürlich berücksichtigen das unsere Beschäftigten im Vergleich zu einem nicht beeinträchtigten Menschen etwas mehr Zeit benötigen könnten. Somit gleichen sich die nicht so guten Tage mit den sehr guten Tagen wieder aus.
Die Betreuenden stehen auch immer wieder vor dem Problem wie sie mit ihren Betreuten Tagesstrukturen aufbauen können. Grade durch lange und/oder anhaltende Krankheit haben viele diese einfach verloren. Eine Rückkehr hierzu ist oft schwierig und langwierig, grade wenn sinnvolle Inhalte fehlen. Wir glauben das die Heimarbeit so ein sinnvoller Inhalt sein kann und für die Betreuenden eine gute Unterstützung.
Also nur Heimarbeit?
Nein natürlich nicht. Wir haben auch schon Ideen und Pläne für andere Beschäftigungsformen. Dieses benötigt aber eine längere Vorplanung, passende Räumlichkeiten und feste Mitarbeiter. All dies müssen wir erst einmal finden und finanzieren können, bevor wir damit anfangen.